Kaum ein Begriff sorgt in der Ernährungsberatung für Hunde für so viel Aufregung wie „Antinährstoffe“. In Hundegruppen und auf Social Media tauchen sie ständig auf:
„Bloß kein Spinat, da ist Oxalsäure drin!“
„Keine Bohnen, Purine sind gefährlich!“
„Lektine zerstören den Darm!“
Solche Aussagen werden oft wiederholt, ohne dass sie jemand wirklich einordnen kann. Wer so warnt, zeigt vor allem eines: fehlendes Wissen darüber, wie Nahrung wirklich wirkt.
Antinährstoffe
sind natürliche Pflanzenstoffe, die die Aufnahme bestimmter Nährstoffe hemmen können. Sie sind kein Gift, keine Schadstoffe, sondern Teil der Pflanze und ihres Schutzsystems.
Die bekanntesten Beispiele sind:
- Phytinsäure bindet Mineralien wie Eisen oder Zink, wirkt gleichzeitig antioxidativ und schützt Zellen.
- Oxalsäure kann Kalzium binden und trägt zur Entgiftung bei.
- Proteaseinhibitoren bremsen die Eiweißspaltung, verlieren jedoch ihre Wirkung beim Kochen.
Natürlich gibt es noch weitere „böse Stoffe“, von Lektinen bis Tanninen.
Auffällig ist:
Immer wieder werden einzelne Stoffe ins Rampenlicht gezogen, um Verunsicherung zu schüren, ohne Kontext, ohne Erklärung.
Antinährstoffe gibt es nicht nur in Pflanzen
Wer glaubt, Fleisch sei frei von „schädlichen“ Substanzen, irrt.
Auch Fleisch bringt seine eigene Last mit, nur spricht kaum jemand darüber und sie tragen nicht den Namen Antinährstoff.
- Purine belasten Leber und Nieren über die Harnsäure.
- Oxidierte Fette und Proteine fördern Entzündungen.
- Rückstände von Antibiotika, Pestiziden oder Hormonen: unsichtbar, aber wirksam auch bei Rohfleisch oder “guter Herkunft“.
Purine in Pflanzen vs. Purine in Fleisch
Purine sind chemisch gesehen überall gleich.
Doch ihre Wirkung im Körper hängt stark davon ab, woher sie kommen.
- In Fleisch liegen Purine konzentriert in den Zellkernen vor. Sie belasten in hoher Menge den Stoffwechsel und führen zu einer kompakten Harnsäure-Last.
- In Pflanzen sind Purine eingebettet in eine Matrix aus Ballaststoffen, Mineralien, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen. Diese Kombination unterstützt Ausscheidung, Entlastung und Entzündungshemmung. Einweichen, Keimen oder Kochen senken den Purinanteil zusätzlich.
Darum zeigt jede pauschale Warnung „Keine Erbsen wegen Purin!“ sofort eine Wissenslücke. Wer Pflanzen verbietet, aber tierisches Purin ignoriert, verschweigt die halbe Wahrheit. Wenn ein purinarmes Hundefutter nötig ist, lohnt es sich, diesen Unterschied zu kennen. Die Natur ist nicht böse. Antinährstoffe sind kein Feind, sondern Teil eines Systems.
Vielfalt statt Verbot
Die Dämonisierung von Pflanzenstoffen lebt von Schlagzeilen: „Füttere das nicht!“ ohne zu erklären, was dahintersteckt. Vielfalt ist der Schlüssel. Kein Hund frisst täglich nur Spinat oder nur Bohnen. Erst durch Abwechslung, kleine Mengen, kluge Kombinationen entfaltet Nahrung ihre Wirkung. Antinährstoffe sind kein Grund, Pflanzen aus der Ernährung zu streichen. Sie sind Teil einer lebendigen Vielfalt, die richtig eingesetzt, schützt, entgiftet und stärkt. Wer Angst macht, hat den Zusammenhang nicht verstanden.