„Sie haben Reißzähne – also brauchen sie Fleisch.“
Ein Satz, den ich immer wieder höre.
Er klingt logisch, wild und ursprünglich.
Aber er ist zu kurz gedacht und am Ende völlig unlogisch.

Reißzähne sind Werkzeuge – keine Futterpläne.

Ja, Hunde haben Fangzähne – wie viele Fleischfresser. Diese Zähne sind biomechanisch darauf ausgelegt, Beute zu halten, zu reißen und grob zu zerteilen. Sie sagen rein gar nichts darüber aus, was ein Hund regelmäßig oder überwiegend fressen muss.

Zähne zeigen, wie ein Tier frisst – nicht, was es braucht.

Das ist ein entscheidender Unterschied. Auch wir Menschen haben Reißzähne. Aber niemand würde auf die Idee kommen, daraus abzuleiten, dass wir ausschließlich tierische Nahrung benötigen. Auch Schweine besitzen Reißzähne – vor allem bei männlichen Wildschweinen und Ebern. Dennoch erwartet niemand von ihnen, dass sie hauptsächlich Fleischfresser sind. Tatsächlich sind Schweine klassische Allesfresser – Fleisch bildet nicht ihre Hauptnahrung.

Hunde sind Schlingfresser – keine Kauer.

Ein Hund schlingt ganz egal, was er im Maul hat. Unsere menschliche Antwort darauf – weil wir dieses Schlingen nicht ansprechend finden – sind Anti Schling Näpfe oder Schleckmatten. Hunde reißen und schlucken. Ob das nun Fleisch oder eine Karotte ist, ist aus Sicht seiner Maulmechanik sehr nebensächlich. Die Verdauung bei Hunden fängt nicht im Maul an – sondern im Darm. Nur dort zeigt sich, was ein Hund tatsächlich verarbeiten kann: Ballaststoffe, Stärke, Pflanzenstoffe und Bitterstoffe. Viele dieser Komponenten sind in einer reinen Fleisch-Ernährung nicht oder nur kaum enthalten – sind aber entscheidend für Regulation, Mikrobiom und Immunsystem.

Reine Karnivoren sind im Übrigen:
Katzen, Löwen, Greifvögel oder Schlangen.
Ausschließlich diese Tiere können nicht anders:
Keine Stärkeverdauung, keine Enzyme für pflanzliche Stoffe, kein Bedarf an Abwechslung.

Hunde sind fakultative Karnivoren- sie bevorzugen Fleisch, sind aber nicht zwingend darauf angewiesen. Ja. Sie lieben Fleisch! Aber Fleisch ist nicht mehr das, was es einmal war. Die Belastung mit Rückständen, Medikamenten und den Folgen intensiver Tierhaltung ist real – wir Menschen reagieren längst darauf in unserer eigenen Ernährung. Nur beim Hund scheint Fleisch unantastbar zu sein. Es wird immer noch in großen Mengen serviert – roh, verarbeitet und unreflektiert. Ohne Ausgleich. Ohne Kontext. Ohne System.

Unsere Hunde haben sich durch die Nähe zum Menschen evolutionär angepasst. Sie besitzen spezielle Gene (z. B. AMY2B) zur Stärkeverdauung. Ihre Enzyme und ihr Darmmilieu sind in der Lage, pflanzliche Nahrung zu verwerten und daraus Energie zu gewinnen.

Wir feiern die Anpassungsfähigkeit der Hunde in allem – aber wenn es um Ernährung geht, tun viele plötzlich so, als wären sie noch Wölfe.

Das ist widersprüchlich, bequem und schlicht ignorant.

Die Reißzähne sind geblieben – aber das System dahinter hat sich weiterentwickelt.

Wer nur in Zähnen denkt, bleibt an der Oberfläche und ignoriert die Zusammenhänge zwischen Nahrung, Verhalten, Emotionen und Gesundheit.

Reißzähne mögen einst wichtig gewesen sein, um Beute zu reißen. Heute leben unsere Hunde nicht mehr in der Wildnis – sondern seit mindestens 15.000 bis 40.000 Jahren an unserer Seite. Sie leben mit uns in einer Welt voller Reize, Veränderungen und Herausforderungen. Und sie benötigen Nahrung, die nicht nur Energie für den Körper liefert – sondern auch für das Gehirn, den Darm und die innere Balance.

Die Welt verändert sich. Wir verändern uns. Die Qualität des Fleisches verändert sich. Unsere Hunde verändern sich. Alles verändert sich.

Wir sollten mit diesem Fluss gehen – anstatt dagegen zu arbeiten.
Für mich fühlt es sich oft an wie – Zurück in die Zukunft.
Es geht nicht um Reißzähne.
Es geht um das Ganze.
Reißzähne erklären keine Bedürfnisse – Sie sind lediglich ein Teil des Körpers.

Wenn wir beginnen, Verhalten, Verdauung und Bedürfnisse als ein System zu betrachten, eröffnen sich völlig neue Wege.
Mehr Gesundheit.
Mehr Klarheit.
Mehr Verbindung.
Sehr gerne – hier kommen ein paar Varianten, die deinen Ton, deine Haltung und dein Anliegen gut aufgreifen:

Ich hoffe, dieser Text war wieder mal ein Impuls – für mehr Bewusstsein, mehr Natürlichkeit und mehr echtes Verstehen.
Nahrung ist Medizin.
Soul Food ist – Liebe, die man sehen, riechen und fühlen kann.